Demonstration (auch der eigenen) Unfähigkeit

Jetzt wollte ich doch mal wieder schimpfen. Und muss mir stattdessen mein eigenes Monogramm in den Allerwertesten beißen, weil ich am 20. März 2003 offenbar gründlich gepennt habe. Also: Von der herrlichen Typologie der Demonstrationen, die uns die Wikipedia vorstellt (man beachte die offenbar vorhandenen Unterschiede zwischen "Versammlungen", "Demo-Kundgebungen" und "Massendemos") mal ganz abgesehen, hat dieser Artikel einen inzwischen mit "Geschichte" übertitelten Abschnitt (der zwar keine Geschichte enthält, sondern die Erwähnung von Demonstrationen, aber das auch nur am Rande). Und in diesem Abschnitt findet sich - seit der allerersten Version, und von mir als zweitem Bearbeiter völlig ignoriert, soviel zur eigenen Blödheit - der Hinweis, dass Millionen von Menschen in Washington gegen den Vietnamkrieg demonstriert haben. Was doch eher viele sind. Eher auffällig viele. So auffällig viele, dass eigentlich alle Alarmglocken klingeln müssten. Und wenn sie es dann tun, und man sich mal schlau macht, findet man recht schnell heraus, dass auf dem Höhepunkt der Demonstrationen, am 15. Oktober 69, gerade mal 250000 in Washington waren. Die anderen Demonstranten waren sonstwo in Amerika - nicht in Washington, wie uns die Wikipedia weiß macht. Ok, ich hab's nicht gemerkt. Aber alle anderen Bearbeiter seitdem auch nicht. Und das waren ne Menge. Was ist nun mit dem funktionierenden, vielbeschworenen 1000-Augen-Prinzip?

Die wirrsten Grafiken der Welt

werden leider von der taz nicht mehr gewürdigt, aber diese bereits für einen Preis nominierte Karte wäre sicher eine Erwähnung wert gewesen. Der Autor gibt frank und frei zu "I ignored all data I could not understand", und das ist dann sicher auch der Grund, warum er den Ursprung des homo sapiens (aus den Jahresangaben schließe ich mal, dass es sich um dessen Ausbreitung handeln soll, auch wenn diese Karte immer nur als "human migration" bezeichnet wird) supergenau im heutigen Kamerun ansiedelt (so nix genaues weiß man da nicht, die frühesten Homo-Sapiens-Funde stammen meines Wissens aber aus Äthiopien). Was mich allerdings mehr wundert, ist, wie der Mensch vor 35.000 Jahren Amerika erobern soll, wenn er erst vor 15.000 Jahren über die Beringsee marschiert (man verfolge die entsprechenden Pfeile). Aber die Pfeile und Kreise und Linien und Farben und Reliefs und vor allem diese praktische Projektion sind schon ziemlich beeindruckend.

Real existierende Programmiersprache, oder was?

Unter dem ganzen anderen Bullshit, den Wikipedia über Programmiersprachen verbreitet (Ada Lovelace mal nicht als erste Programmiererin, was falsch genug wäre, sondern gleich noch als Autorin von "Arbeiten", in denen sie "das Prinzip der variablen Programmierbarkeit" erkannte - was immer das sein soll, und was immer es mit einer Programmiersprache zu tun haben soll; die Zuse-Architektur als Erfindung der von-Neumann-Architektur, was sie eben gerade nicht ist - und auch die hat nix mit Programmiersprachen zu tun, und, und, und...), fällt folgendes doch noch als völlig merkbefreit auf: Da erläutert uns dieser Artikel, dass PROLOG das "Bekannteste Beispiel für eine Sprache der 5. Generation" sei, nur um zwei Sätze später fröhlich zu verkünden, dass "5GL-Sprachen [...] daher noch nicht realisiert" sind. Fazit: Aufgrund der vielen Lacher eine echte Empfehlung für die lesenswerten Artikel:

Zu ergänzen zum letzten Posting wäre noch...

"und dann der urspüngliche Inhalt schließlich ganz verloren geht"

Für Gott sind 500 Jahre nur ein Wimpernschlag, aber für mich nicht

Wenn aus so richtig falsch vierzehn Tage später ein immer noch falsch wird, dann muss das am kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der Wikipedia liegen...

Spitzenleistung

Polybios berichtet von der Apega, einer Foltermaschine des Nabis um etwa 200 v.Chr., die sich bei Bedarf die Deliquenten zur nagelgespickten Brust nahm. Und Wikipedia ordnet das Ding doch allen Ernstes unter die Kategorie "Allgemeine Strafrechtslehre" ein.

Auf dass die Flamme der Aufklärung leuchte

Könnte jemand mal dieser Bitte nachkommen und den Film "Batman forever" noch irgendwie in den Artikel Illuminaten einbauen? Der ist noch immer nicht genug themaverfehlt: bislang ist der Teil über die französische Revolution, Illuminati, Lara Croft und die Zahl dreiundzwanzig, die irgendeine Band namens Hagbard Celine in irgendeinem Lied rückwärts singt nur etwa viermal solang wie diese komische Geschichte mit diesem Weishaupt, die - seien wir ehrlich - heute doch keine Sau mehr interessiert. Trotzdem ist der Realitätsgehalt des Artikels noch immer viel zu hoch - man vergleiche zum Beispiel Rosenkreuzer, da sträuben sich einem doch wenigstens die Haare und rollen sich die Zehennägel auf. So muss das aussehen, Batman also bitte unbedingt noch bei den Illuminaten mit reinnehmen!

Futtersuche

Da die Wikipedia als Nachschlagewerk ja ziemlich unbrauchbar ist, hat man sich jetzt darauf verlegt, wieder ein bisschen mehr Forum zu sein und die Leute einfach fragen zu lassen, was sie wissen wollen, in der Hoffnung, dass sich dann irgendwer findet, der die Antwort weiß. Eine Bedienungsanleitung für dieses Forum wird auch gegeben: Wenn man beispielsweise wissen will, was Elefanten fressen, sollte man, bevor man so dumm fragt, einfach in den Artikel Elefanten hineinkucken, weil der Auskunft geben sollte. Kleiner Tipp für den, der diesen weisen Ratschlag zur Benutzung einer Enzyklopädie gegeben hat: Im Artikel Elefanten steht nicht, was Elefanten fressen.

Doch kein Kindergarten, sondern ein Obstgarten?

Birnbaum und Apfelbaum verfügen über 20 Einwohner, eine Bushaltestelle und einen Enzyklopädieeintrag mit einer Windrose, der sie ganz doll wichtig macht. Und deshalb verfügt die Wikipedia über 250.000 Artikel, die die Wikipedia ganz doll wichtig machen.

Die Templer sind überall

Auch bei den japanischen Kampfkünsten, bei denen uns die Wikipedia lehrt, dass es in Europa eine "Entwicklung von den Ritter- zu den Esoterik-Orden" gegeben habe. Wobei der Artikel gegen meine Theorie spricht, dass der Verfall der Wikipedia erst im April 2004 eingesetzt hat. Dieser hanebüchene Unsinn steht da nämlich schon seit seit mehr als zwei Jahren, ohne dass es einer der zwölf nachfolgenden Bearbeiter gemerkt hätte.

Da sollte man mal wem auf die Zehen treten...

Da wurde die Wikipedia vor etwa über einem Jahr von der Geschäftsführung eines Zehengreiferherstellers freundlich darauf hingewiesen, dass sie einen allgemeinen Begriff unter seinem Markennamen erklärte. Worauf nach einigen Missverständnissen und Hin- und Hergemaile der Artikel schließlich unter dem enzyklopädisch richtigen Titel und die Information über den generalisierten Markennamen im Artikeltext landete.

Nun hat man den Artikel mit Fotos angereichert, und die Fotos auch noch untertitelt. Offenbar, ohne den Artikel wenigstens mal zu lesen, den man da angebuntet hat. Denn was auf den Bildern zu sehen ist, sind - soweit ich als Mann das beurteilen kann und mit Ausnahme der quergestreiften Füßchenschühchen - zwar Zehengreifer, aber eben keine "Flip-Flops".

Der Laden wird echt immer kindischer

Dass Wikipedia in erster Linie keine Enzyklopädie ist, sondern eine virtuelle Gemeinschaft mit dem Selbstzweck des Rumeditieriens in einem Wiki, spricht sich ja langsam rum. Neu ist, dass man diese Gemeinschaft wohl doch besser virtuell halten sollte, weil sich die Leute sonst die Köppe einhauen, zum Beispiel hier umme Ecke. Lieber Vereinsvorstand, wenn's Euch hierher verschlagen sollte, und ihr nicht wisst, wo ihr was zu trinken kriegt: Klingelt durch, auf ein Bier mit Euch freu ich mich immer (Mate ist allerdings Mangelware). Den Grimme-Preis für die Wikipedia als erfolgreiches soziales Experiment dürft Ihr auch mitbringen.

Das Wort hat

Björn Hoffmann, der die neue Wikipedia-DVD wohlwollend, aber für die Community nicht sehr angenehm rezensiert (es hagelte schon wieder böse E-Mails).

Fußnote: Bei nur drei willkürlich rausgriffenen Artikeln hat er natürlich prompt in einem davon (Historikerstreit) wieder einen der Wikipedia-typischen Klopper aufgetan hat: "Aus heutiger Sicht liest sich vieles, was im "Historikerstreit" diskutiert wurde, als die Ouvertüre zu den Debatten um den Einsatz der deutschen Bundeswehr in Krisengebieten weltweit. Denn bei der "Zukunft des deutschen Volkes" ging es bereits damals um die Frage der Mitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der notwendigen Konsequenz, für friedensstiftende und -bewahrende Maßnahmen überall in der Welt Soldaten zur Verfügung zu stellen.".

Entblätterte Mysterien

Dass die Pornopedia vor geraumer Zeit von der englischen auch auf die deutsche Sprache übergeschwappt ist, ist ja hinlänglich bekannt. Nicht bekannt war uns jedoch, dass Mandy Mysterys bevorzugte Positionen Analverkehr und Double Penetration sind. Mal abgesehen davon, dass die Ladies in der Branche wohl kaum gefragt werden, was ihre bevorzugten Stellungen sind: Die Pornopediasten merken noch nicht mal, dass da nicht Positionen (aka "Stellungen"), sondern Sexpraktiken angesprochen werden. Oversexed and underfucked?

Sehr schön übrigens auch die (vermute ich mal) Klappentext-Kolportage vom Berufsstart der Schaubusenbesitzerin. Man ist da so Bäckereifachverkäuferin, und eines morgens kommt ein Freund rein, und sagt "Hey, ich mach grad nen Porno, hast Du Lust mitzumachen, wird bestimmt lustig, der Conny und der Titus kommen auch mit!". Und Mandy sagt: "Ach ja, wieso nicht? Meine bevorzugten Positionen sind übrigens Analverkehr und Double Penetration! Tralli Tralla!" (die beiden entfernen sich Blümchen pflückend zum Pornodreh....)

Trashipedia at its best

Der Film Anacondas: Jagd nach der Blut-Orchidee ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein grottenschlechtes B-Movie. Was einhellig auch die Kritik findet. Was offenbar auch die Autoren des entsprechenden Wikipedia-Artikels finden (da wundert man sich dann doch). Was die Autoren aber nicht davon abhält, einen Artikel in die Wikipedia zu packen, der qua Zitat der eben erwähnten Kritiken feststellt, das der Film völliger Quark ist. Aber wir lernen immerhin was: "Anacondas gibt es eigentlich nicht auf Borneo".

Wikiprojekte für Projekte

Da hat die Wikipedia ein Wikiprojekt Projektmanagent mit immerhin neun Mitgliedern, das den "Themenkomplex Projektmanagement im [sic!] deutschsprachigen Wikipedia erweitern und pflegen will" (Hervorhebungen von mir), und keiner davon hat offenbar den Artikel Gantt-Diagramm auf seiner Beobachtungsliste. Sonst hätte irgendwer doch merken müssen, dass dort irgendein Schlaumeier (nein, ich war's nicht) vor mittlerweile einem ganzen Monat aus Henry Gantt einen Peruaner gemacht hat. Also ehrlich...

Schattenseiten

Wikipedia sammelt ja bekanntlich das Wissen der Welt. Nebensächlichkeiten wie Aufklärung, Wissenschaftlichkeit, oder auch einfach nur die Möglichkeit, das Ding zu verwenden, was man da auf seinem Hals trägt, kann man dabei getrost vernachlässigen. Schließlich ist eine Enzyklopädie nicht für die Leser, sondern für die Autoren da. Obwohl, natürlich könnte man durchaus mal in die Versuchung kommen, in der Wikipedia nachzuschauen, wie gefährlich denn nun das eine geheimnisvolle Aura ausströmende (kann eine Aura strömen? Na, egal. Panta rhei, vermutlich also auch eine Aura) Buch der Schatten ist, das die vierzehnjährige pubertierende Tochter auf dem Schreibtisch liegen hat. Und dann ist es schon wichtig, dass die "meisten Hexen sagen, in ein Buch der Schatten gehörten alle Rituale und Zauber, welche man ausführt sowie dessen Wirkungen". Aber wenn einem dann bewusst gemacht wird, "dass ein Buch, auch wenn in ihm das gesamte Wissen einer Hexe steckt, nur so mächtig ist wie der Besitzer", kann man schon wieder beruhigt schlafen. Da nicht zu vermuten steht, dass im Schattenbuch der Autorin dieses Artikels ein Zauber verzeichnet ist, wie man umgehet genennet zu werden in den candidates extinctiones, nebst einem Träncklein, wikipedices in den Schlafe zu bringen, kann man nur vermuten, dass letztere ohnehin schon (und zwar seit bald zwei Wochen) friedlich vor sich hin schnarchen.

Ungeschützt und hilflos

Fast ganzes Jahr lang haben sie immerhin durchgehalten in der Wikipedia, jene Änderungen, die Tom und ich damals in der Wikipedia dem Artikel "Schutzwaffe" angedeihen ließen, um ihn wenigstens ein bisschen auf eine neutrale Schiene zu bringen. Nun hat seit einem Vierteljahr die freiwirtschaftliche Antifa (freie Wirtschaften fänd ich auch gut, und gegen Antifa will ich nix gesagt haben) den Artikel wieder besetzt und sagt endlich allen, was Sache ist mit der Schutzwaffe. Darauf hinzuweisen, dass das Wort u. A. auch in der Archäologie und nicht nur "vom Staat" gebraucht wird, erspart man sich besser, sonst kommt die Message nicht so gut rüber. Aber wenigstens erfahren wir heute im Artikel Schutzwaffe, dass eine Pejoration das Gegenteil von einem Euphemismus ist. Da kann man doch noch was lernen.

Was sind schon 45.000 Jahre?

Jedenfalls nichts, worüber sich die Wikipedia Gedanken machen muss. Da wird im Artikel Mensch seit neuestem über eine kladistische Analyse der Entwicklung des modernen Menschen und die "Out-of-Africa"-These geschwurbelt (natürlich mal wieder vergessend, dass es auch einen Artikel Hominisation gibt, in die das ganze gehören müsste), demzufolge sich die "Nicht-Afriker" von den "Afrikanern" und den Khoisan (den sog. "Buschmenschen") vor etwa 65.000 Jahren getrennt hätten. Schade nur, dass wir unter Khoisan dann lesen, das ganze hätte vor 20.000 Jahren stattgefunden. Aber macht ja nix, genaues weiß bei dem Gebiet eh keiner so richtig. Bis auf die Wikipedia natürlich: Unter "Mensch" finden wir nämlich auch die schöne Information, dass sich im Jetzt-Menschen keine DNA des Neandertalers findet. Zwar sind sogar die Gene von Jetzt-Mensch und Schimpanse zu pi mal Auge 95% identisch, aber der Neandertaler war vermutlich von einem anderen Stern...

Über die Vorteile archimedischer Schrauben

Die Archimedische Schraube wurde zu Recht von modernen Pumpen abgelöst. Wikipedia zeigt uns seit über einem halben Jahr ihren gravierenden Nachteil auf: Wenn kein Wasser da ist, kann sie keines fördern. Gott sei Dank sind moderne Pumpen dazu in der Lage.